(frei nach Andrew Taylor Still,
Arzt und Begründer der Osteopathie)
Zu den Grundlagen der osteopathischen Lehre zählen das Verständnis der Einheit des menschlichen Körpers, der wechselseitigen Abhängigkeit von Struktur und Funktion und der selbstregulierenden Kräfte im Körper, die alle Körpergewebe (Knochen, Sehnen, Muskeln, innere Organe, ...) in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit und ihrem Zusammenspiel sehen.
Die lebensnotwendige Mobilität und Harmonie zu bewahren oder wieder herzustellen – nicht nur die Symptome, sondern die Ursachen zu behandeln – ist Anspruch und Ziel der Osteopathie.
Dabei geht die um 1874 von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still entwickelte Behandlungsmethode davon aus, dass alle Lebensfunktionen im menschlichen Körper durch Bewegung aufeinander abgestimmt sind. Demnach ist ein Organismus gesund, wenn die Kommunikation im Körper über Bewegung ungestört funktioniert.
Die Osteopathie gliedert sich in folgende drei Teilbereiche:
Der osteopathisch tätige Arzt ist nun bestrebt, Heilung zu schaffen, indem diese Beeinträchtigungen gefunden und meist sanft korrigiert werden.
Gelingt dies, kann die Funktion wieder normal verlaufen. Die dem Menschen innewohnenden Selbstheilungskräfte werden wirksam, der Mensch kann gesunden.
Der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still gilt als Begründer der Osteopathie am Ende des 19. Jahrhunderts. Einem ganzheitlichen Diagnose- und Therapieprinzip, das den Körper in die Lage versetzt, über Selbstheilungsprozesse sein gesundheitliches Gleichgewicht zurück zu erlangen.
Die Weichteiltechniken werden vom Educational Council on Osteopathic Principles (ECOP, USA) als direkte Techniken definiert, die u. a. Querdehnungen, Längsdehnungen, tiefen Druck, Traktionen und/oder Separationen von Muskelursprung und Ansatz umfassen. Neben Muskulatur und Sehnen werden auch Bänder und anderes Bindegewebe wie z. B. Faszien erreicht und beeinflusst. Massage ist das bestbekannte Beispiel einer Weichteiltechnik.
Das ECOP bezeichnet MFR als „ein diagnostisches und therapeutisches System, welches zuerst durch A.T. Still und seinen frühen Studenten beschreiben wurde und ein kontinuierliches Feedback anwendet um eine Entspannung des myofaszialen Gewebes zu erreichen.“ [Ward R. (ed.): Foundations for Osteopathic Medicine, 2nd ed. Philadelphia: Lippincott, Williams & Wilkins, 2003]. Die genaue Formulierung „myofasziales Release“ wurde in den 1960er Jahren von dem Arzt und Osteopathen Robert Ward, der mit Ida Rolf, der Urheberin des Rolfing studierte, geprägt. Ward, zusammen mit dem Physiotherapeuten John Barnes, gelten als die zwei Hauptbegründer des MFR. Während die Weichteiltechnik historisch klassischerweise als direkt definiert worden ist, kann die myofasziale Releasetechnik direkt, indirekt und kombiniert angewandt werden.
Von dem amerikanischen Arzt und Osteopathen Lawrence H. Jones in den 1950er Jahren entwickelte hocheffiziente Weichteiltechnik unter Verwendung sogenannter Tenderpunkte, die durch exakte Einstellung und Haltung zur Auflösung gebracht werden. Dadurch Lösung schmerzhafter Muskeldysfunktionen des gesamten Bewegungssystems.
Diese Methode wurde von dem amerikanischen Arzt und Osteopathen Fred L. Mitchell Sr. in den 1950er Jahren entwickelt. Bei der MET erfolgt die Behandlung von Dysfunktionen durch aktive Muskelanspannung des Patienten, i. d. R. nach Positionierung an die Barriere, gelegentlich auch nach Positionierung in die freie Richtung. Zugrundeliegende physiologische Prinzipien sind die postisometrische Relaxation und die reziproke Inhibition. Durch gezielte Ansteuerung der Muskulatur können verhärtete Strukturen und Gelenkblockierungen gelöst werden und Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung erreicht werden.
Bzw. Manipulationstechniken mit Impuls werden in den meisten amerikanischen Zirkeln der osteopathischen Medizin in die direkte, sogenannte „gesperrte“ Richtung ausgeübt. Im Gegensatz dazu wird in vielen manualmedizinischen deutschen Schulen eher die indirekte Impulstechnik in die freie Richtung gelehrt. HVLA wird im ECOP-Glossar auch als sog. Thrust-Technik aufgeführt.
Die Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit kann auf eine Art und Weise erzeugt werden, die dem Entfernen einer Saugglocke von einer Glasplatte ähnlich ist. Wenn der Gummiball der Saugglocke zusammengedrückt wird, kann sie mühelos in die Richtung der größten Einschränkung bewegt werden. Gleichmaßen verhält es sich, wenn man Kraft in ein Gelenk richtet [Alexander S. Nicholas, Evan A. Nicholas: Atlas of Osteopathic Techniques].
Den lymphatischen Techniken ist gemein, dass ihre Wirkrichtung auf die Verbesserung des lymphatischen Flusses ausgerichtet ist. Alle osteopathischen Techniken haben einen gewissen Einfluss auf das Lymphgefäßsystem, so dass die lymphatischen Techniken in sich keine eigene Entität bilden, sondern häufig Bestandteil anderer Technikausrichtungen sind. Lymphflusshindernisse, die mit somatischen Dysfunktionen zusammenhängen, lassen sich also durch ganz unterschiedliche Techniken wie z. B. BLT/ LAS oder HVLA beseitigen.
Im ECOP-Glossar finden lediglich die lymphatische Pumptechnik von dem ärztlichen Osteopathen C. Earl Miller und die Pumptechnik (Fußpumpe) nach dem englischen Arzt John Dalrymple Erwähnung [Alexander S. Nicholas, Evan A. Nicholas: Atlas of Osteopathic Techniques].
Viele osteopathische Techniken werden unterschiedlichen Kategorien zugeordnet, obwohl sie untereinander oft große Ähnlichkeit aufweisen. Stills Technik bildet da keine Ausnahme. Sie ist sogar ein klassisches Beispiel dafür, wie eine Reihe von Techniken kombiniert werden kann, um schließlich eine ganz andere Methode zu ergeben. Die Still-Technik stellt im Grunde eine Kombination aus Komponenten indirekter und direkter Techniken dar und lässt sich am einfachsten als „eine spezifische, nicht-repetitive artikulatorische Methode, die zuerst indirekt und dann direkt ist“ [Ward R. (ed.): Foundations for Osteopathic Medicine, 2nd ed. Philadelphia u. Arbuckle B: The Selected Writings of Beryl E. Arbuckle] beschreiben.
BLT und LAS sind getrennte und doch sehr artverwandte Techniken mit eher historischer als inhaltlicher Unterscheidung. Grundprinzip ist die Ausbalancierung eines Gelenkes zum Punkt eines Spannungsausgleichs. Mit weitgestreuten Einsatzmöglichkeiten z. B. in der Kinderosteopathie und der craniosacralen Osteopathie hat BLT/LAS als osteopathische Technik in den letzten Jahren deutlich an Relevanz für osteopathische Diagnostik und Therapie gewonnen.
Vermutlich gehen die Anfänge dieser Technik auf A. T. Still zurück, doch die Entwicklung der Technik erhielt durch die Arbeiten einer Reihe osteopathischer Ärzte (W. G. Sutherland, H. A. Lippinkott, R. Becker und A. Wales – um nur einige zu nennen) einen großen Schub [Ward R. (ed.): Foundations for Osteopathic Medicine, 2nd ed. Philadelphia u. Arbuckle B: The Selected Writings of Beryl E. Arbuckle].
Werden auch als ventrale Techniken bezeichnet und umfassen Diagnose- und Behandlungstechniken, die sich auf die Viszeralorgane (Eingeweide) richten, um ihre physiologische Funktion zu verbessern. Dabei werden die Viszeralorgane typischerweise bis an den Punkt eines faszialen Gleichgewichts auf ihre Faszienaufhängung zu bewegt. Schon seit Stills Zeiten gehören Viszeraltechniken zum Repertoire der osteopathischen Manipulationen und haben in jüngerer Zeit durch den französischen Osteopathen Jean-Pierre Barral und seine Arbeiten wieder neue Begeisterung entfacht.
William Garner Sutherland, amerikanischer Arzt, Osteopath und Schüler A. T. Stills, erweiterte das osteopathische Konzept um die Diagnostik und Therapie des Schädels, des Zentralnervensystems und des Sakrum. Bei aller kontroversen Diskussion bezüglich kranialer Osteopathie, stellt sie einen integralen Bestandteil der osteopathischen Medizin dar. Diese baute unter anderem der Arzt und Osteopath John Edwin Upledger zur Craniosacral-Therapie aus.
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